Erste Erfahrungen
Unser Kompost existiert nun seit knapp fünf Monaten auf unserer Terrasse und ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich ihn nicht mehr missen möchte.
Unsere Küchenabfälle lagern wir in kompostierbaren Tüten in der Küche, ist diese voll, kommt der Inhalt und je nach Zustand auch die Tüte in die Komposttonne. Ich bin überrascht, welche Mengen unsere Tonne so schlucken kann. Zu jeder Küchenabfallfuhre gebe ich, wie in den ersten Teilen bereits beschrieben, Pflanzabschnitte von der Terrasse oder eben von einem Bekannten gesponsorten, gehäkselten Strauchabschnitt mit in die Tonne und vermische das Ganze mit der Gartenkralle. Ich gestehe: manchmal kommt auch nur der Küchenrest hinein und wird sorgfältig vermischt. Den Häkselvorrat habe ich in zwei Eimern abgedeckt neben der Tonne stehen, das kostet leider noch einmal Platz, vielleicht werde ich mir hier noch einen eleganteren Aufbewahrungsbehälter ausdenken.
Die Tonne wurde, nachdem ich reifen Kompost meines Bekannten beim Start hinzugegeben habe, schnell von emsigen Kompostzehrern bewohnt. Dutzende empörte Asselaugen schauten mich an, wenn ich den Deckel für eine neue Befüllung öffnete, beim Vermischen wanden sich nicht minder genervte Kompostwürmer. Alles florierte also prächtig und floriert noch.
Nun stellten sich hin und wieder kleine Fliegen ein, die sich erfolgreich mit der Zugabe von Steinmehl vertreiben ließen. Einfach ein, zwei Esslöffel auf die Oberfläche stäuben und das Problem ist behoben.
Ein bisschen unruhig machte mich eine Armada von Ameisen, die ihr Nest in meinem Kompost einrichteten. Zunächst bemerkte ich nur eine Vielzahl an Ameisen, dann stieß ich beim Umgraben auf die Eier. Nun sollen Ameisen im Kompost kein Problem darstellen, angesichts der doch begrenzten Fläche auf der Terrasse und der Tatsache, dass die Ameisen sich natürlich fröhlich ihre Straßen von Topf zu Topf rund um und quer über die Terrasse einrichteten, verzichtete ich jedoch lieber auf sie. Einige Recherchen ergaben, dass Ameisen es nicht zu feucht mögen und ein zu trockener Kompost der Grund für ihren Einzug sein könnte. Das war bei mir durchaus möglich, da die Mischung mir in der Tat etwas trocken vorkam. Also goss ich den Kompost etwas mehr und wühlte den Inhalt regelmäßig sorgfältig um, wobei ich die Gelege zerstörte. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, die Ameisen zogen tatsächlich aus, bislang habe ich jedenfalls kein weiteres Nest entdeckt (zumindest nicht im Kompost…) und Ameisen finden sich hier auch nur noch vereinzelt.
Was den Geruch angeht, so kann ich jeden Zweifel zerstreuen. Ein Geruchsproblem entstand von Anfang an nicht, selbst bei sehr warmen Temperaturen. Natürlich kommt einem ein gewisser Kompost-Duft entgegen, wenn der Deckel angehoben wird. Der ist aber angenehm und dringt auch nicht nach außen. Ich habe gemerkt, dass bei manch feuchten Küchenresten, die ich nicht richtig vermischt und die etwas Fäulnis angesetzt hatten, natürlich ein leichter unangenehmer Geruch einschlich, der wurde jedoch sofort behoben, wenn der Kompost wieder sorgfältig durchmischt wurde und dadurch Sauerstoff in die Rotte hineingelangte.
Mindestens einmal in der Woche durchmische ich den Kompost vorsichtig aber sorgfältig mit der dreizinkigen Gartenkralle, meinem liebsten Gerät. Mir persönlich bringt das Spaß, ist halt irgendwie entspannende Gartenarbeit. Hier kann ich den Zersetzungsprozess beobachten, Würmer zählen und mich über den Fortschritt und das Gedeihen freuen. Ich lasse mir dabei Zeit und schaufele fast bis zur Drainageschicht um, so dass frische und gröbere Teile sich mit der unteren, sich manchmal schon verdichtenden Schicht vermischen. So kommt Sauerstoff in die Rotte und eine Verdichtung, und damit ein Sauerstoffausschluss, wird verhindert.
In meiner Komposttonne findet eine sogenannte Kaltkompostierung statt. Das heißt, die Temperatur im Innern der Rotte steigt nicht über 45°C. Für die Selbsterhitzung der Rotte ist die Zusammensetzung und vor allem die Menge des auf einmal eingebrachten Materials zuständig. Durch die Erhitzung werden Krankheitskeime und unerwünschte Samen von Beikräutern weitestgehend erledigt. Da ich hier die Komponenten nicht separat lagern möchte, bis ich die entsprechende Menge Material zusammen habe, nehme ich in Kauf, dass ich samentragende oder von Krankheiten befallene Pflanzenteile doch in den Hausmüll geben muss. Mit den Samen nehme ich das nicht so genau, das „Un“krautjähten in den Töpfen ist überschaubar.
In letzter Zeit waren wir viel unterwegs und es fielen so gut wie keine Küchenreste an. Der Kompost hatte etwas Zeit für sich, er sieht sehr gut aus und duftet schon toll nach frischer Erde und sieht dunkel-erdig aus. War ich anfangs besorgt, dass die Tonne nach spätestens drei Monaten überquilt, so bin ich heute überrascht, dass ich über die vorletzte Tonnenrille (Seitenprägung in der Regentonne) kaum hinauskomme. Imme wieder sackt der Inhalt zusammen und ich bin sicher, dass dieses Füllvolumen für unseren Zwei-Personen-Haushalt locker über die Saison ausreichen wird.
Kompost auf dem Balkon l: Einrichten
Kompost auf dem Balkon ll: Kleinschneiden – mischen – feucht halten
Kompost auf dem Balkon III: Erste Erfahrungen
Kompost auf dem Balkon IV: Sichtschutz